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Two young Afghani brothers are sent by their parents to Europe in search of a better life. Over 4000km …walking! Could I even cover that distance with my running in a year? No way! But via Run4Refugees Tom and I together are hoping to do it in less than six months. Your donations go straight to these two brothers and others like them in need. Please support us…and them!
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Tuesday, March 29, 2016

Gedankenspiele


Oft werde ich gefragt, was ich denn bei meinen langen Läufen denke, wenn ich alleine unterwegs bin.

Eine Frage, die mich Schmunzeln lässt. Vor allem dann, wenn ich an meine ersten Lauftrainings zurückdenke. Dort drehten sich meine Gedanken vor allem um eines – dem Überleben meiner Trainingseinheit. Etwas anderes als das Gefühl schwerer Beine, tiefer Atmung und der Stolz über jeden zurückgelegten Meter war so dominant, dass daneben nicht mehr viel Platz hatte. Zum Glück hat sich das geändert. Für immer? Nein! Auch heute noch haben diese Gefühle und die dazu gehörenden Gedanken ihren Platz. Dann, wenn Tempotraining angesagt ist. Wenn nur das totale Fokussieren auf die Strecke, den Körper und die Zeit zählt. Hört sich unentspannt an, oder? Ist es auch. Aber das Gefühl wenn es Dir gelungen ist dem Tartanrund oder einem Asphaltkilometer  auch nur eine Sekunde abzuringen ist einfach phantastisch. 

Aber eigentlich war die Ausgangsfrage, was ich bei meinen Longjoggs denke. Ich versuche diese Frage zu beantworten, obwohl es nicht gerade einfach ist. Ich könnte antworten Vieles, Verschiedenes oder Nichts. Tatsächlich können mich diese drei Antworten einzeln einen ganzen Lauf begleiten, oder sich innerhalb eines Laufes abwechseln.

Als Beispiel mein heutiger Longjogg in der Greifenseeregion. Zu Beginn hatte ich nur einen Gedanken im Kopf: „Nicht zu schnell los! Lauf Dich ein, Du hast noch genügend Strecke vor Dir!“. Am Himmel zogen dicke schwarze Wolken auf. Aber nur auf einer Seite des Sees. Der Wind wehte von vorn und ich beobachtete den Wolkenstrom. Ich musste mir also überlegen, in welche Richtung ich strategisch am besten laufe um möglichst wenig Regen abzubekommen. Und im Nu waren die ersten 15 Minuten um. Vorab sei gesagt, dass ich gut kalkuliert habe und nur etwas „angefeuchtet“ wurde.

Bei so langen Einheiten laufe ich meistens mit Musik. „Nur“ Denken und den Geräuschen der Umwelt zuzuhören wäre mental sehr anspruchsvoll für mich. Ich kann mich deutlich besser mit Musik im Ohr bei Longjoggs motivieren. Dies gilt natürlich nur dann, wenn ich alleine unterwegs bin. In einer Gruppe wären Kopfhörer wohl eher fehl am Platz.

Mitunter führt die Musik im Ohr zu amüsanten Situationen. So auch heute. Auf halber Strecke kam mir ein Pulk Nordicwalkerinnen entgegen, die mich sehr erstaunt anschauten. Erst konnte ich die Blicke nicht einordnen, doch relativ rasch realisierte ich warum ich die Aufmerksamkeit auf mich zog. Ich liebe Musik, und wenn ich einen Titel sehr gerne mag, dann höre ich ihn mir auch mehrmals hintereinander an. Heute war es „S.O.B.“ von Nathaniel Rateliff. Etwa bei der dritten Wiederholung habe ich wohl mitgesungen. Laut. Hörbar laut. Auch für die erwähnten Walkerinnen. Oh mein Gott. Ein kurzer Kontrollblick, ob mich auch niemand erkannt hat. Kein bekanntes Gesicht. Erleichterung. Und schon ist Kilometer 18 absolviert.

Mein Glück heute war, dass Frühling ist. Ich mag lange Läufe im Frühling und im Herbst. Der Grund dafür ist relativ einfach. Im Frühling und Herbst verändert sich die Natur fast täglich. Ich könnte an sieben Tagen in der Woche die gleiche Strecke laufen, und sie würde jeden Tag anders aussehen. Ich liebe visuelle Reize. Der Sommer dagegen ist dagegen fast schon langweilig.

Ich muss aufs Klo. Kilometer 20. Soll ich oder soll ich nicht. Anhalten oder Durchlaufen. Nur noch knapp ein Stündchen bis zum Ende des Laufes. Das passt doch, oder? Kilometer 21. Nein, es stört mich nur an die Toilette denken zu müssen. Meine Laufschritte werden unrund. Umgebung nach ausreichend Schutz abgesucht. Pulsuhr gestoppt, und ab ins Büschchen zur Pinkelpause. Ja, wir LäuferInnen müssen manchmal  improvisieren. Und weiter geht’s.

Gartenarbeit. Ja, ich dachte heute auch an Gartenarbeit. Rasenmähen wollte ich, und düngen. In den kommenden 10 Minuten rekapitulierte ich die in den vergangenen Jahren angewendeten Düngemethoden und deren Ergebnisse. Auch die Nachteile einer Rasendüngung gingen mir durch den Kopf. Frühlingsdüngung. Warme Temperaturen und feuchte Witterung. Der Dünger entfaltet seine Wirkung. Das Gras wächst gefühlt mindestens einen Meter hoch. Die Witterung immer noch feucht. Der Rasen auch. Schon mal Rasen gemäht wenn dieser nass und hoch ist?

Die Pulsuhr piepst. Habe soeben Kilometer 26 absolviert. Ich muss vor mich hin schmunzeln. Mir ist soeben meine Belohnung in den Sinn gekommen, die im Auto auf mich wartet. Belohnung? Ja, richtig verstanden. Eine Belohnung. Ich habe mir mit den Jahren angewöhnt mich nach dem Training zu belohnen. Fordere Deinen Körper und Geist, verwöhne sie aber auch ab und an. Bei jeder Einheit? Nein, natürlich nicht. Nur nach langen Läufen und harten Tempoeinheiten kommt eine Belohnung zum Einsatz. Und heute ist es eine meiner „Lieblingsbelohnungen“. Etwas nach dem ich nach einem Longjogg oftmals so eine Gier entwickle, dass es mich fast ein bisschen ärgerlich macht, wenn ich es nicht bekomme. Und heute wartet sie bereits im Auto auf mich. Nicht erst zu Hause. Die Flasche. Mit dem gelben Inhalt. FANTA. Vorfreude.

Unterwegs begegne ich LäuferInnen in verschiedenen Lauftempi, mit verschiedenen Laufstilen und unterschiedlichen Altersklassen. Ich denke an den bevorstehenden Zürichmarathon. Warum? Jedes Jahr im Februar und März scheint die Zahl der „Greifenseeumrundenden“ explosionsartig zuzunehmen, nur um Mitte April wieder abzuflachen. Schade eigentlich. Meine Gedanken schweifen ab an meine Marathonerlebnisse. Kilometer 30.

In etwas weniger als 20 Minuten am Parkplatz angelangt. Ich bin nicht ganz unglücklich. Freue mich auf das Ende der Trainingseinheit. Habe Hunger. Unterwegs lediglich 3 Gels zu mir genommen. Kein Frühstück. Magen knurrt. Denke an das Steak in der Tiefkühltruhe. Heute Abend. Mit Salat.

Parkplatz ist in Sicht. Noch wenige hundert Meter. Angekommen. Wow, schon geschafft, wobei man etwas mehr als 2 Stunden und 40 Minuten kaum als „schon“ bezeichnen kann. Aber so verschieben sich die Relationen im Laufe des Läuferlebens. Zu Beginn scheint eine Strecke von 3 Kilometern schon unüberwindbar. Dann sind es plötzlich zehn. Dann der erste Halbmarathon. Einen Marathon zu absolvieren wird das Ziel. Und langsam verschieben sich die Grenzen. Und das Denken. 

Mit zunehmender Ausdauer erscheint es mir leichter zu Denken. Klingt komisch, wenn ich es so schreibe. Ist aber so. Die Beine machen „ihren Job“. Es benötigt mit zunehmender Trainingserfahrung weniger Aufwand sie „am Laufen zu halten“. Es bleibt mehr Energie und Konzentration seinen Gedanken nachzuhängen.

Übrigens, das Projekt „Run4Refugees“ entstand ebenfalls bei dem einen oder anderen Lauf.




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